Buchcover des Titels „Angry Cripples – Stimmen behinderter Menschen gegen Ableismus“, herausgegeben von Alina Buschmann und Luisa L’Audace. Der Titel ist in gelben und violetten Blockbuchstaben grafisch auffällig dargestellt, daneben ein Megafon-Symbol.

Wut, Widerstand und Hoffnung: Menschen mit Behinderung fordern Veränderung

Bücher - Rezensionen

„Ich bin nicht das Problem – die Gesellschaft ist es.“ Mit dieser Haltung beginnt ein kraftvolles Buch, das nicht leise bleiben will:
„Angry Cripples – Stimmen behinderter Menschen gegen Ableismus“ von Alina Buschmann ist ein lautstarker Aufruf zu Gerechtigkeit, Teilhabe und radikalem Umdenken.

Die Realität: Ableismus durchzieht den Alltag

Ableismus – also die systematische Benachteiligung und Abwertung behinderter Menschen – ist tief in unserer Gesellschaft verankert. Oft bleibt er unsichtbar für diejenigen, die nicht betroffen sind. Für behinderte Menschen ist er Alltag:
Ob in der Arbeitswelt, im Bildungssystem, in der medizinischen Versorgung oder im zwischenmenschlichen Umgang – überall stoßen sie auf Barrieren, Vorurteile und strukturelle Ausgrenzung.

Buschmanns Buch lässt diejenigen zu Wort kommen, die allzu oft übergangen werden: Menschen mit Behinderung selbst. Ihre Stimmen sind wütend, frustriert, klar – und genau deshalb so wichtig. Sie sprechen von Mikroaggressionen, systemischer Benachteiligung und einem Alltag, der ständig Kompromisse verlangt – und trotzdem oft nicht reicht, um wirklich dabei zu sein.

Zwischen Frustration und Kampfgeist

Was „Angry Cripples“ besonders macht, ist die Verbindung von persönlicher Erfahrung und politischer Forderung. Die Texte sind keine Klagen, sondern Statements. Sie fordern: Barrierefreiheit, Teilhabe, Respekt – nicht als Gnade, sondern als Recht.

Wut ist dabei kein Makel, sondern ein Motor. Sie verwandelt sich in Widerstand, in Empowerment, in klare Ansagen an eine Gesellschaft, die sich allzu gern selbst als inklusiv bezeichnet – es aber nicht ist.

Empowerment statt Mitleid

Das Buch steht für einen Perspektivwechsel: Weg vom defizitorientierten Blick auf Behinderung, hin zu Selbstbestimmung und Solidarität. Es geht um Empowerment – also darum, Menschen mit Behinderung zu stärken, ihnen Raum zu geben, sich zu organisieren und für ihre Rechte einzutreten.

Denn Behinderung ist kein individuelles Problem. Sie ist gesellschaftlich gemacht – durch ein Umfeld, das nicht für alle mitgedacht ist. Und das lässt sich ändern.

Warum du dieses Buch lesen solltest

„Angry Cripples“ ist unbequem – im besten Sinne. Es fordert, dass wir zuhören, aushalten und lernen. Dass wir die Wut der Betroffenen nicht abtun, sondern als das begreifen, was sie ist: eine berechtigte Reaktion auf strukturelle Ungleichheit.

Es ist ein Buch für alle, die Verantwortung übernehmen wollen – ob privat, beruflich oder politisch. Für alle, die verstehen wollen, warum Ableismus nicht nur ein Problem für andere ist.

Angry Cripples – Stimmen behinderter Menschen gegen Ableismus

Autorin: Alina Buschmann
Verlag: Leykam
Erscheinungsdatum: 25.09.2023
ISBN: 978-3-7011-8277-0