Wie gelingt es, psychotherapeutische Angebote inklusiv zu gestalten? Dr. Sarah Neef gibt in ihrem Buch Psychotherapie für Menschen mit Hörbehinderung tiefgreifende und praxisnahe Antworten auf diese Frage.
Mit beeindruckender Klarheit verbindet sie wissenschaftliche Forschung mit klinischer Erfahrung und beleuchtet die besonderen Bedürfnisse hörbehinderter Menschen im psychotherapeutischen Kontext. Dabei wird deutlich: Es geht nicht nur um technische Barrierefreiheit, sondern vor allem um die Qualität der Beziehung und der Kommunikation.
Neef thematisiert unter anderem:
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psychosoziale Auswirkungen von Hörbehinderung,
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fehlenden Zugang zu spontaner Kommunikation in der Kindheit,
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emotionale Entwicklungsverzögerungen,
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sowie mögliche soziale Isolation und Selbstwertproblematiken.
Besonders hervorzuheben ist ihr Plädoyer für eine flexible, empathische Haltung der Therapeut:innen, die bereit sind, Methoden anzupassen und sich auf die oft ganz unterschiedlichen Lebensrealitäten ihrer Klient:innen einzulassen.
Statt Standardmethoden empfiehlt Neef:
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visuelle Kommunikation stärken,
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Pausen bewusst setzen,
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Rückmeldungen aktiv einholen,
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und – ganz wichtig – die Rolle der Gebärdensprache oder visueller Unterstützungsmittel ernst nehmen.
Das Buch richtet sich an erfahrene Psychotherapeut:innen, Psychologiestudierende und alle, die psychische Gesundheit im Kontext von Behinderung reflektieren wollen. Neefs Ansatz ist dabei nicht defizitorientiert, sondern ressourcenorientiert – ein echter Perspektivwechsel.
Fazit:
Ein hochrelevantes, feinfühlig geschriebenes Fachbuch, das die therapeutische Landschaft bereichert. Für eine Psychotherapie, die wirklich für alle da ist.