Die NATO und das große Kriechen – wie viel Schleim braucht der Frieden?

Politik

Wenn das Handelsblatt Morning Briefing, Ausgabe vom 25.06.2025 in seiner Kolumne zum NATO-Gipfel von einem „Großeinsatz der Geheimwaffe Schleimteppich“ schreibt, ist das zwar ironisch formuliert – aber leider erschreckend zutreffend. Während Russland Krieg führt und Europa über Aufrüstung debattiert, dreht sich in Den Haag fast alles nur um einen Mann: Donald Trump.

Da wird der Gipfel auf 2,5 Stunden zusammengestaucht, damit Trump nicht das Interesse verliert. Da wird das Bündnisziel von fünf Prozent Verteidigungsausgaben nicht etwa mit europäischer Eigenständigkeit begründet, sondern mit der Hoffnung, dass es ihm gefällt. Und da wird sogar das Bekenntnis zur NATO so formuliert, dass bloß keine allergische Reaktion im Weißen Haus ausgelöst wird. Willkommen in der Sicherheitsarchitektur 2025 – stabilisiert durch eine PR-gesteuerte Bauchpinselei.

Natürlich: Trump ist Präsident. Ignorieren bringt nichts. Diplomatie bedeutet auch, mit schwierigen Partnern zu arbeiten. Aber was derzeit passiert, ist mehr als kluge Diplomatie – es ist ein taktischer Kotau vor einem Mann, der nie verlässlich war und es auch nie sein wird. Wer sich von Trumps Stimmungslage abhängig macht, rutscht in die außenpolitische Selbstverleugnung.

Was fehlt, ist eine klare Linie: ein selbstbewusstes, handlungsfähiges Europa, das sagt, wofür es steht – und das nicht vorauseilend kuscht, um nicht aus dem Golfclub des Westens geworfen zu werden. Fünf Prozent Verteidigungsausgaben wären ein starkes Signal – aber nur dann, wenn sie nicht als Eintrittspreis für Trumps Gunst verkauft werden.

Sicherheitspolitik braucht Prinzipien. Wer alles auf den nächsten Tweet aus dem Oval Office ausrichtet, hat sie längst über Bord geworfen.