Zitat von Josia Topf vor dem Hintergrund einer Schwimmhalle: „Ich finde es beschissen, behindert zu sein.“

„Ich finde es beschissen, behindert zu sein!“ – Warum Josia Topfs Satz so wichtig ist

Ableismus Gesellschaft & Inklusion

„Ich persönlich finde es sehr beschissen, behindert zu sein.“ Diese Worte stammen von Josia Topf, einem jungen Mann, der mit einer komplexen Körperbehinderung lebt und als paralympischer Schwimmer bekannt wurde. Der Satz ist hart, provokant – und genau deshalb so bedeutsam.

Topf sagte das im Juni 2025 in der NDR-Sendung „DAS!“ auf dem Roten Sofa. Die vollständige Sendung ist in der ARD Mediathek abrufbar.

„Ich persönlich finde es sehr beschissen, behindert zu sein.“
— Josia Topf im NDR-Interview, Juni 2025

Die Reaktionen auf diese Aussage reichten von betroffen bis irritiert. Denn so ein Satz passt nicht in das gängige Narrativ über „starke Menschen mit Behinderung“, die „alles schaffen“ und „niemals aufgeben“.

Aber genau das ist der Punkt: Topf spricht nicht davon, dass er sich selbst ablehnt. Er sagt nicht, dass er kein gutes Leben führt. Er beschreibt die Realität einer Gesellschaft, in der Behinderung mit Hindernissen, Fremdbestimmung und struktureller Ausgrenzung verbunden ist.

„Wenn ich über Behinderung spreche, geht es nicht um Mitleid, sondern um Realität.“
— Josia Topf bei DAS!, NDR Fernsehen

Es geht nicht um Selbstmitleid, sondern um Ehrlichkeit. Darum, dass es auch erlaubt sein muss, Wut, Frust und Müdigkeit zu benennen. Und darum, dass Empowerment nicht bedeutet, permanent stark zu sein.

Topf erinnert uns daran, dass wir endlich aufhören müssen, Behinderung entweder zu romantisieren oder zu ignorieren. Sie ist kein inspirierendes Lifestyle-Accessoire. Sie ist oft schlicht anstrengend. Und das darf gesagt werden.

„Ich will keine Inspiration sein. Ich bin einfach nur ein junger Mann mit einem komplizierten Alltag.“
— Josia Topf im Gespräch mit Inka Schneider

Wer solche Aussagen aushalten kann, öffnet sich für echte Inklusion. Wer lieber weghört oder relativiert, bleibt im alten Muster: „Die dürfen schon da sein – aber bitte nicht laut, nicht unbequem und schon gar nicht wütend.“

Doch genau diese Wut ist wichtig. Denn sie ist ehrlich. Und sie macht sichtbar, was viele andere Betroffene oft nur still denken: Es ist nicht die Behinderung allein, die belastet. Es ist eine Gesellschaft, die noch immer nicht bereit ist, Vielfalt wirklich zu tragen.